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  • 12:00 Uhr. An der Hafenmole von Svolvær blicken wir auf die dunkle See. Licht gibt es heute nicht viel.

    Vestfjorden
  • Schräg gegenüber des Trollfjords am Ufer des Raftsundet machen wir in klirrender Kälte ein paar Langzeitbelichtungen.

    Raftsundet
  • 11:00 Uhr. Nach Osten. Viel mehr Licht wird es heute nicht mehr geben.

    An der E10

Über den Jahreswechsel fahren wir spontan auf die Inselgruppe der Lofoten vor der Küste Norwegens. Ziel ist eine kleine Fischerhütte auf eine der fünf Inseln (Austvågøya) in Svolvær, die auf Stelzen ins Wasser gebaut ist.

Lofoten

Der Name bedeutet „der Luchsfuß“ von „ló“, altnordisch für Luchs, und „foten“, der Fuß. Lofot war der ursprüngliche Name der Insel Vestvågøy. Obwohl der Name „Lofoten“ im Norwegischen in der Einzahl steht, wird missverständlicherweise in der deutschen Umgangssprache die Region oft als „die Lofoten“ bezeichnet (...)

Lofoten liegt etwa 100 bis 300 km nördlich des Polarkreises im Atlantik, vom Festland getrennt durch den Vestfjord. Das Gebiet liegt zwischen dem 67. und 68. Breitengrad und grenzt sich nordöstlich durch den Raftsund von der in ihrer Gesamtheit nördlicher gelegenen Region und Inselgruppe Vesterålen ab. Die größten Inseln sind durch Brücken oder Tunnel miteinander verbunden. Eine der Inseln, Austvågøya, ist südlich Teil von Lofoten, wogegen der nordöstliche Teil der Insel zur Kommune Hadsel und somit zum Distrikt Vesterålen gehört. Auch die südwestliche Spitze der Insel Hinnøya gilt als Teil von Lofoten, weil sie früher nur mit dem Boot von Svolvær aus erreichbar war.

Quelle: Wikipedia
Lofoten Quick Map

© Flying Cow

Anreise

Wir fliegen mit einer 30-Mann-Maschine 20 Minuten vom Festland auf die Lofoten. Die Ankunftshalle sieht aus wie ein Wohnzimmer. Bequeme, gepolsterte Stühle, ein geschmückter Weihnachtsbaum und Weihnachtssterne auf jedem Tisch. Der Mietwagencounter ist der Gleiche für alle Anbieter: Sixt, Europcar, Avis … Die Dame kommt extra aus Svolvær für uns an den Flughafen – und wir nehmen sie wieder mit in die Stadt. Das Gepäck holen wir uns selbst aus dem Gepäckfahrzeug in der Garage, ein Rollband gibt es nicht, wäre auch lächerlich. Dann geht’s erst mal zu unserer gemütlichen Fischerhütte – auf norwegisch „rorbu“ genannt.

Die Fischerhütten sind aus Holz errichtet und meist mit der früher billigen roten Tranfarbe gegen Witterungseinflüsse geschützt.

Svolvær

Rorbu auf Svinøya

Das Wort Rorbu setzt sich aus den Wörtern "Ro" (Rudern) und "bu" (Wohnen) zusammen. Eine Behausung für bettelarme Fischer, die lediglich saisonal genutzt wurde, werden diese Unterkünfte inzwischen über das ganze Jahr vermietet.
Über den Jahreswechsel haben wir uns in eine der Hütten eingemietet und erkunden die Inselkette nördlich des Polarkreis. Dass es wenig Licht haben würde war uns klar, aber was es bedeutet bei so wenig Licht zu fotografieren nicht so ganz. Ohne Stativ geht so gut wie gar nichts. Nicht mal Mittags um 12:00 Uhr. Krass, denken wir – wir sind nur ein paar Tage hier. Wie hält man das über Wochen aus?
Svolvær hat ca. 4.000 Einwohner, das Wahrzeichen, der Berg Svolværgeita (Erstbesteigung 1910) mit zwei auseinanderstehenden Felsspitzen, liegt im Nebel. Die Fischer, die nach Svolvær kamen, wohnten in Fischerhütten auf Svinøya und den umliegenden Inseln. 1842 gab es 84 Fischerhütten, in denen 284 Schiffer und ihre Mannschaften wohnten. 24 Originalfischerhütten sind restauriert und gut ausgestattet.

Der traditionelle Handelspunkt ist Laden, Museeum & Lokal in einem – geschmückt mit vielen Gegenständen aus der alten Fischerei & Seefahrerei.

Børsen Spiseri

Svinøya

In einer alten Fischhalle am alten Kai befindet sich das Restaurant 'Børsen Spiseri', das mit einer kleinen, aber guten Karte mit seinen arktischen Gerichten in gemütlichen Ambiente überzeugt. Spezialität vor Ort ganz klar: Bacalhau – getrockneter und dann wieder gewässerter Stockfisch (Kabeljau).
Am gleichen Kai liegt der erste Krämerladen von Svolvær mit der ursprünglichen Einrichtung und einer Auswahl der alten Waren und dient als Museeum, Postamt und bietet verschiedene Aktivitäten wie Angelausflüge, Meeressafari oder die Vermittlung von geführter Polarlicht-Fotografie.

Entschleunigende Ruhe allerorts.

Stille beherrscht die kalte Jahreszeit – lediglich die Natur bringt mit monotoner Regelmäßigkeit die üblichen Geräusche hervor.

Der Stockfisch ist der ganze Stolz der Lofoten. Zurecht. Allerdings liegt der Geruch auch überall in der Luft und das ist gewöhnungsbedürftig!

Stockfisch

Tørrfisk

Neben dem Öl ist Stockfisch heute noch einer der einträglichste Exportartikel des Landes. Allerdings liegt der Geruch auch überall in der Luft und das ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Portugal und Brasilien sind heute noch die Hauptabnehmer von dem eingesalzenen, getrockneten Kabeljau, dem Bacalhau. Wir testen erstmal im Restaurant das traditionelle Stockfischgericht, und in der Tat, es ist sehr lecker. Danach gibt es einen Spaziergang um die Bucht. Überall sieht man die Trockengestelle, die allerdings jetzt im Winter nicht genutzt werden. Vielleicht auch besser so …
Natürlich hatten wir die total geniale Idee, uns eine Packung Stockfisch mitzunehmen. Der Koch der Børsen Spiseri hat uns sogar noch ein paar Tips gegeben, wie man den gefrorenen Trockenfisch am besten auftaut, wässert und dann zubereitet. Da am Schluss aber vom Koffer über den Kühlschrank und die Wasserwanne alles furchtbar nach totem Fisch gestunken hat, haben wir uns dann letztendlich nicht mehr getraut, den Kabeljau zu verzehren.

Kaiserroute

Dem deutschen Kaiser und Lofotenliebhaber Wilhelm II. gewidmet

Wir fahren einen Teil der Kaiserroute, eine sehenswerte Strecke, die in Svolvær beginnt und entlang der Fjorde Richtung Nordosten führt. Wir nutzen den kurzen Dämmerungskorridor zwischen 11:00 und 13:30 Uhr, davor und danach ist es dunkel.
Die Stille um uns herum ist fantastisch. Absolute Ruhe sind wir nicht mehr gewohnt und wir sind ein wenig unruhig, weil unsere Ohren unbedingt Information beanspruchen. Wir laufen über den gefrorenen Boden und bauen bei jeder Möglichkeit unser Stativ auf, denn die Zeiten sind miserabel, dass wir unmöglich aus der Hand fotografieren können.

Eiskalt schneidet uns der Fahrtwind ins Gesicht als wir den Raftsundet mit dem RIB entlangsausen.

Trollfjord

RIB-Safari

Das Wetter wird besser! Und wir haben eine Boots-Tour in den Trollfjord gebucht. Inklusive Seeadler-Beobachtung.
Wir bekommen schwimmfähige Overalls zum Überziehen – falls wir ins Wasser fallen. Damit könnte man bequem stundenlang im Wasser plantschen, auch im Winter. Sagt man uns. Zumindest sind die Dinger warm und halten den kalten Fahrtwind ab, als wir den Hafen von Svolvær verlassen und entlang der Südküste in Richtung Raftsund brausen.
Auf Höhe des Flughafens, am Eingang des Sunds befinden sich viel Schären und unser Bootsführer hält Ausschau nach den Seeadlern. Wir fahren langsam den Sund entlang und da – wir sehen ein Tier über uns kreisen. Natürlich haben wir einen Happen mitgebracht und als der Seeadler sich aus der Höhe zu uns heruntergeschraubt hat, wird der Fisch ausgeworfen und nur Sekunden später hat der Raubvogel seine Beute aus dem Wasser geholt.
Spektakulär, wenn man die komplizierte aber doch so elegante Choreographie des Adlers direkt mitverfolgen kann, wie dieser den Fisch aus dem Wasser packt. Das Licht reicht nicht wirklich für schnelle Action-Shots, die ISO muss hoch, die Bilder werden rauschen! Egal, wir bekommen ein fantastisches Schauspiel präsentiert – vielleicht müssen wir uns nur einfach mal zurücklehnen und genießen ...

Der Trollfjord

Die Einmündung des Trollfjords in den Raftsund ist nur 100 Meter breit. Im weiteren Verlauf erweitert sich der Fjord bis auf eine maximale Breite von 800 Metern. Die Südseite des Trollfjords wird durch den 1045 bis 1084 Meter hohen Trolltindan begrenzt, an der Nordseite steigen der 998 Meter hohe Blåfjell und der 980 Meter hohe Litlkorsnestinden fast senkrecht aus dem Wasser.

Quelle: Wikipedia

Nordlichter

Aurora borealis

Der eigentliche Grund unserer Reise: wir wollen Polarlichter sehen – und am besten auch fotografieren!
Aber das ist gar nicht so einfach. Fürs erste Mal buchen wir eine Polarlicht-Safari. Wir fahren mit einem Guide knapp 2 h an einen entlegenen Teil der Inselgruppe – wir wollen so wenig Streulicht wie möglich.
Die Gruppe stellt ihre Stative auf und alle befolgen den Rat des Guides, wie wir unsere Kameras einstellen müssen: ISO, Rauschreduzierung, Blende – eine Wissenschaft für sich. Mit vielen unterschiedlichen Meinungen. Aber für den Anfang machen wir keine Experimente.
Der Guide zeigt uns Wolken am Horizont, die Polarlichter sein könnten. Wir machen mit der Kamera ein Foto, um zu schauen, ob sie grün leuchten. Was? denkt Anny, die Polarlichter sind nur grün auf den Bildern? Aber nein, die Kamera sieht es nur vor dem menschlichen Auge. 10 Minuten später tanzen am ganzen Himmel grüne Lichter, es ist einfach total faszinierend. Unsere Fotos sind zwar nicht besonders gut geworden, aber das Erlebnis ist einfach einmalig – und schwer in Worte zu fassen.

Nordlichter auf eigene Faust

Am nächsten Abend versuchen wir das ganze nochmal ohne Guide. Wir fahren wieder in die gleiche Richtung zur Bucht vom Tag davor. Und siehe da, auch heute lassen die Polarlichter nicht lange auf sich warten. Diesesmal experimentieren wir ein bisschen mit den Einstellungen – die Bilder sind aber nur geringfügig besser. Doch heute ist Silvester, kann man sich ein besseres Feuerwerk wünschen als tanzende Nordlichter am Himmel? Wir denken: nein.

Es ist klirrend kalt und die Finger werden langsam taub, als wir am Raftsundet ein paar Langzeitbelichtungen wagen.

Impuls

Licht aus.

Wie kommt man auf die Idee, in der dunkelsten aller Jahreszeiten zum fotografieren nach Norden zu fahren?
Wir haben es probiert und es war ein Erlebnis!