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Südtirol

Alto Adige im Herbst
Südtirol – die Geschichte

Seit dem Jahr 1972 genießt Südtirol oder Alto Adige wie es auf italienisch genannt wird, umfassende Selbstverwaltungsrechte und zeichnet sich mit seinen rund 530.000 Einwohnern als Land mit einer ausgeprägten Regionalkultur aus. Eingebettet in eine massive Bergwelt ist die historisch gewachsene Bindung an den deutschen Sprach- und Kulturraum mit zweidrittel Mehrheit deutlich zu spüren - wobei die Region völkerrechtlich ja bis 1920 zu Österreich gehörte.

Südtirol - das Land

Geologisch wie auch wirtschaftlich gesehen wird das Land quasi einmal diagonal von mächtigen Tälern geteilt. Durch die inneralpinen, durch Gebirgsketten abgeschirmten Lage, sind die Täler der Nordalpen durch nördliche Kälteströme geschützt und schaffen die Basis für ein mildes, meist sonnenreiches Mikroklima - allerbeste Vorraussetzungen für einen exzessiven Weinbau und das prächtige Gedeihen zahlloser Apfelplantagen.

Die Südalpen oder genauer die Region der südlichen Kalkalpen beheimaten die spektakulär rauhe Gebirgsgruppe der Dolomiten mit den klangvollen Namen wie Marmolata, Drei Zinnen, Sella, Rosengarten oder Lankofel und bieten für Skifahrer und Wanderer schier endlose Möglichkeiten.

Wir beschließen Teile der alten Brennerstraße zu fahren, um auf einer der wichtigsten Routen über den östlichen Hauptkamm der Alpen die zu Italien gehörenden autonome Provinz Südtirol zu erreichen.

Lana

Waalwege, Vinschgau, Stilfser Joch

Wir haben uns ein paar Tage in Lana im Etschtal eingemietet und wollen von dort aus die Gegend erkunden. Schon als wir uns von Bozen nähern, werden wir von einer Fülle spektakulär platzierter Burgen begrüßt, die auf eine bewegte Geschichte des weiten Trogtales schließen lassen.

Schloss Lebenberg

Der nächste Morgen begrüßt uns mit allerfeinstem Sonnenschein und wir beschließen erst einmal einen der berühmten Waalwege (Brandiswaalweg) der Region zu erkunden. So heißen die Wege entlang der alten Wasserläufe, die einst für die Bewässerung der Felder angelegt wurden, um das Wasser von den Bergen kontrolliert ins Tal zu leiten. Heute sind die Wege, die ursprünglich der Wartung dieser Wasserläufe dienten, beliebte Spazierwege und gehören inzwischen zu einem kompletten Netzwerk, die auf 80 Kilometern und elf Wegen das Meraner Becken umrundet.

„Einziges Manko: die Wege sind meist im unteren Drittel der Hänge platziert, das heißt die Ein/Ausstiege sind meist mit einem steilen Pfad verbunden“

Der Blick gen Himmel überzeugt uns dann gegen Mittag, das Etschtal weiter hoch zu fahren und über den Vinschgau das Stilfser Joch zu erklimmen. Die Wolken an den Bergkämmen sehen spektakulär aus, da gibt es immer Bewegung und wir wissen, alles ist aufregender und interessanter als blauer Himmel! Wir schlängeln uns also an der Etsch entlang, passieren beeindruckende Burgen wie Castel Juval oder Schloss Kastelbell und verfolgen mit ein wenig Ratlosigkeit den Himmel, der sich langsam mit grauen Wolken zuzieht.

Stilfser Joch

Wir biegen auf die Staatstraße 38 ab, montieren in Prad die Osmo-Action Cam an die Windschutzscheibe und machen uns daran, langsam die Steigungen der Ortler-Alpen zu erklimmen. Mit einer Höhe von 2757 m ist das Stilfser Joch der höchste Gebirgspass in Italien und nach dem Col de l’Iseran der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen. Das Stilfser Joch, benannt nach der Ortschaft Stilfs östlich des Passes, gehörte aber nie zu den überregional bedeutenden Pässen. Die etwa 50 km lange Straße über das Stilfser Joch wurde erst 1820 ausgebaut und seither kaum verändert. Bis heute besteht die kurvenreiche Nordost-Rampe von Prad (915 m) aus 48, teils sehr engen nummerierten Kehren, wobei die nur 21,7 km lange Westrampe in der Lombardei nach Bormio mit 34 Kehren auskommt.

Inzwischen sehen wir gar nichts mehr!

Im dichten Nebel nehmen wir eine Spitzkehre nach der anderen und sehen teilweise keine 20 Meter weit. Ab und an reißt die dichte Wolkenwand auf und wir können für ein paar Sekunden wenigstens erahnen, wo wir sind. Aber Berge können wir leider nicht sehen. Nicht einmal die Dreisprachenspitze, direkt über uns. Wir erreichen den Pass und stehen in der Suppe. Alles Grau in Grau – nichts tut sich, gespenstische Stille um uns herum. Ein Blick auf die Tankuhr endet mit einem kleinen Schreck: für die Fahrt auf das Joch haben wir knapp vier mal mehr Sprit benötigt als normal! Klar, auf der Fahrt hinunter holen wir das locker wieder rein, denn außer Motorbremse brauchen wir ja dann nicht mehr viel ... Aber ungewohnt war der Verbrauch schon.

Wir fahren frustriert die andere Seite hinunter und schauen uns die Schweizer Seite des Umbrailpasses an, der sich 13,4 Kilometer aus dem Kanton Graubünden in die Südwest-Rampe der Strasse über das Stilfser Joch schlängelt. Die Haupstrasse 559 wurde erst 1901 eröffnet und sehr sparsam ausgebaut – teilweise ist es schon recht eng bei der Begegnung zweier Fahrzeuge ...

Wir platzieren uns auf einem Feldweg in einer Kehre und warten auf besseres Wetter. Die Gipfel sind zwar immer noch Wolkenverhangen, aber wir können wenigstens die Hochebene und das Muranzinatal erkennen. Das ist doch schon mal was. Und plötzlich haben wir sogar ein wenig Licht zum fotografieren!

Die Gipfel der Bergwelt sind heute einfach nicht zu sehen, obwohl die Sonne ab und an durch die massive Wolkendecke bricht.

Äpfel bis zum Horizont!

Durch die Provinz Trentino

Die Sonne tut sich schwer heute, aber es ist nicht kalt. Wir wollen heute mal näher an die Burgen ran und machen uns auf den Weg. Die Anfahrt mit dem Navi entpuppt sich als kompletter Reinfall, denn wir landen auf einem nicht befahrbaren, landwirtschaftlichen Pfad, der wohl nur für die Apfelernte bestimmt ist. Jedenfalls liegt hier der süßliche Duft des Direktsaftes in der Luft. Okay, wir probieren eine Straße weiter oben in den Bergen zu nehmen, die aber auch nicht zum Erfolg führt. Und so kommt es, dass wir einfach der Straße durch die Berge folgen und uns einfach auf das einlassen, was kommt.

Apfelernte bei Romallo

Wir gelangen über die Berge in die autonome Provinz Trient und geraten im schönsten Sonnenschein direkt in die Apfelernte! Überall fahren schmale Traktoren, die Türme von Obstkisten aus den Feldern über die Straßen ziehen. Natürlich testen wir auch heimlich, ob die Äpfel so saftig schmecken wie sie aussehen. Tun sie …

Mendelpass

Wir lassen die Apfelplantagen hinter uns und machen uns auf den Weg zurück in das Etschtal und kreuzen den Gebirgspass in der der Nonsberggruppe südwestlich von Bozen zwischen Südtirol und Trentino in Italien. Auf einer Strecke von 15 km sind auf der Ostflanke 15 nummerierte Kehren zu durchfahren und an einigen Stellen ist die Straße so schmal, dass nur winzige Ausweichbuchten das Passieren anderer Fahrzeuge zulässt. Aber auch hier zieht das Wetter die Steilhänge hinauf und der Nebel verschluckt alles in einem undefinierten Grau. Als wir ein wenig Licht erahnen, steigen wir auf gut Glück mit der Mavic auf und tatsächlich: für Momente können wir ein paar Sonnenstrahlen einfangen.

Hartnäckig hält sich das Wetter an der Ostflanke des Mendelpasses.

Strada del Vino

Dell'Alto Adige: Die besten Weingüter Südtirols - an einer Straße

Die Südtiroler Weinstraße durch das südliche Südtirol beginnt westlich von Bozen bei Nals und Terlan, zweigt vor Bozen in den Süden ab und durchquert Girlan, Eppan, Kaltern, Tramin, Kurtatsch, Margreid, Kurtinig, Salurn im äußersten Süden und führt dann auf der Ostseite des Flusses Etsch nach Neumarkt, Auer, Montan und Pfatten.

84 Prozent der Südtiroler Weinberge und der Südtiroler Weinwirtschaft entlang einer 150 km langen Straße mit 16 Orten und 70 Kellereien, wie z.B. Castelfelder, Schreckbichl, Elena Walch oder Alois Lageder.

Das Herz der Weinregion ist der Kalterersee mit seinen sanft ansteigenden Weinbergen. Dort befinden sich die beiden größten Weinbaugemeinden der Region: Kaltern und Eppan.

3 Minuten Sonne am Kalterer See

Kaum haben wir den Einzugskreis Bozens verlassen, werden wir von einem Gewitter fast von der Straße gespült. Wir kämpfen uns durch den stockenden Verkehr und die Strada del Vino nach Süden, wo wir beinahe den knappen Abzweig zum romantische Renaissance Schlösschen Castel Ringberg der Elena Walch verpassen. 1620 von der Habsburger Dynastie erbaut, werden hier die Weine im Barriquekeller des Schlosses ausgebaut, nachdem die Trauben im Hauptsitz Elena Walchs in Tramin eingekeltert wurden.

Auf dem kleinen Parkplatz im Gut verharren wir noch einen Moment im Fahrzeug bevor wir hastig in den angeschlossenen Weinberg hasten, als urplötzlich die Sonne durch den Gewitterhimmel bricht. Obwohl es noch leicht tröpfelt, lassen wir die Mavic aufsteigen und nutzen die paar regenfreien Minuten, bevor der nächste Schutt zur Landung und zur Umkehrt zwingt. Wir probieren noch ein paar ausgewählte Weine kurz vor der Mittagspause und entscheiden uns spontan, eine hand-voll Flaschen die nächsten Tage spazieren zu fahren.

Der Himmel meint es nicht gut mit uns und es fängt an sich einzuregnen. Obwohl die kleine Gemeinde von Margreid einen wunderschönen, pittoresken Stadtkern hat, können wir ohne Licht nicht viel ausrichten. Und so besuchen wir die Weinhandlung 'Paradeis'von Alois Lageder und nehmen noch eine Kiste 'Al Passo Del Leone' mit, ein Cuvée aus Vernatsch, Merlot und Lagrein. Pinot Noir und Lagrein haben wir schon, wir sind also gut ausgestattet!

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Die Sonne gibt uns genau drei Minuten, bevor das Grau des Himmels heute nicht mehr weicht.

Dolomiten

Spektakuläre Bergwelt

Im Kofferraum wird es langsam eng und nachdem alles verstaut ist, fahren wir in eine Wetterfront, in der wir den Scheibenwischer heute wohl nicht mehr abstellen werden. Die SS48 führt uns durch die wetterbedingte, heute sehr traurige Bergwelt über Pardatsch, Moena und Gries am Rosengarten vorbei, bevor es an der Sellagruppe über das Pordoijoch geht. Der Regen hat kurz nach Canzei nachgelassen, als wir uns die ersten Kehren am Hang hochwinden. Und hier und da, blitzen sogar die Berge durch und lassen ein spektakuläres Panorama erahnen!

Kurz unterhalb des Jochs positionieren wir uns in einer Haltebucht neben der Straße und verfolgen das Wetter, das sich vor unseren Augen entwickelt. Wolkenfetzen reißen, geben den Blick nur kurz auf die gezackten Bergspitzen frei.

Gleich ist der Himmel wieder abgedunkelt und bedrohlich grau, als dann doch noch ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen durch den aufgewühlten Himmel brechen. Zeit um Bilder zu machen und mal mit der Mavic aufzusteigen! Dass es inzwischen nur knapp über Null Grad hat, merken wir erst als die Finger vor Kälte anfangen zu brennen ...

Wir beobachten eine einzigartige Show tanzender Wolkenfetzen: Wo noch vor einer Minute eine dichte Wand von unterschiedlichen Grautönen den Himmel beherrschte, können wir jetzt die berühmten, schroffen Gebirgsstöcke erkennen. Sonne beleuchtet die Berghänge hier und da und wenige Sekunden später drehen und winden sich an gleicher Stelle wieder zerrissene Wolken, die aus den Tälern emporsteigen.

Über Nacht hat es geschneit!

Das ist im Herbst zwar nichts ungewöhnliches, aber dennoch sehr früh im Jahr. Der Neuschnee hat es zumindest geschafft, ein geschlossenes Tuch über die ganze Landschaft auszubreiten, das jedoch unter den noch warmen Sonnenstrahlen am Morgen mehr und mehr schwindet.

Wir freuen uns an der nun hübsch hergerichteten Bergwelt und sind froh, dass wir ein paar schöne Momente einfangen können.

Seiser Alm

Die größte Hochalm Europas

Die Wettervorhersage für heute verspricht 3 Stunden Sonnenschein – von 8 bis um 12 Uhr. Also entscheiden wir uns für die Seiser Alm. Wir fahren nach Sankt Ulrich, um von dort mit der Bergbahn nach oben zu fahren. Von der Bergstation hat man einen wunderbaren Panoramablick direkt auf das Bergmassiv mit Langkofel und Plattkofel und die gesamte Hochalm.

Die roten Kabinen bringen uns bequem innerhalb weniger Minuten zur Bergstation. Sie befindet sich oberhalb der Hochebene und der Ausblick ist einfach spektakulär. Wir fangen zuerst die letzten Sonnenstrahlen mit der Kamera ein, die Wolken sind schon im Anmarsch.

Danach lassen wir noch schnell die Mavic steigen. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen und los geht’s. Die Wolken werden immer bedrohlicher, auf der Alm liegen noch Reste vom ersten Schnee des Herbsts. Es reicht aber noch für ein Panorama aus der Vogelperspektive.

Mit dem Sessellift auf die Alm

Von der Bergstation gibt es mehrere Wanderwege, die nach unten auf die Hochebene führen. Da das Wetter aber nicht besser wird, nehmen wir den schnellen Weg: Mit dem Sessellift eine Etage tiefer. Auch unten gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Hochebene zu erwandern. Die Wege sind durch den Schnee sehr matschig und unsere Kleidung ist nicht wirklich wandertauglich. Wir wurden vom Schnee doch etwas überrascht, Sneaker und eine Jeansjacke bei ca. 0 Grad sind nicht gerade optimal für eine ausgedehnte Wanderung.

Trotzallem können wir auf unserem kurzen Spaziergang ein paar schöne Momente mit interessanter Lichtstimmung einfangen. Danach geht es mit dem Sessellift wieder nach oben – und in der Bergstation wärmen wir uns bei einer Suppe wieder auf.